Vom 22. August bis 21. Oktober 2024 fand der 37. America´s Cup vor Barcelona statt. Zwölf Nationen segelten im Rahmen dieses Cups, der renommiertesten Regatta der Welt, um den Sieg. Im Rahmen dessen fand zum ersten Mal ein Women´s Cup und zum dritten Mal ein Youth-Cup statt. Julian Hoffmann steuerte die foilende, bis zu 80 km/h schnelle High-Tech-Yacht „AC 40“ des Youth-Cup-Teams für Deutschland in der Bucht vor dem olympischen Hafen.
Bereits im Herbst 2023 wurde Julian in das Nachwuchsteam (U25) berufen, das Deutschland bei diesem Event vertreten sollte. Voll motiviert investierte das Team jede freie Minute für dieses herausfordernde Projekt, Julian parallel zu seiner olympischen Kampagne.
Die 12 Meter langen, foilenden Carbon-Einrumpfboote mit einer Masthöhe von 18 m, die an einen überdimensionalen Formel-1-Rennboliden erinnern, werden von vier Personen gesegelt. Auf jeder Seite sitzen in einem Cockpit je ein Steuermann und ein Trimmer, die nach jeder Wende bzw. Halse die „Hauptverantwortung“ an Steuerboard bzw. Backboard übergeben. Der Steuermann verantwortet den Kurs, die Taktik, das Up and Down der Foils, der Trimmer alle Segeleinstellungen, beides hydraulisch gesteuert und über Displays kontrolliert.
Die Kommunikation der Mannschaft an Bord, bis zum Start auch die mit dem Coach, erfolgt über Headsets in Helmen, da sich die Teams auf beiden Seiten wegen des tiefen Großsegels nicht sehen können und die Wind- sowie die Bootsgeräusche zu groß sind.
„Ein unglaublicher Spirit vor Ort. Ganz Barcelona hat den America’s Cup gelebt, sei es im Hafen, im Race-Village, in der Stadt oder auf der Regattabahn!“ – Julian Hoffmann
Da die Rennyachten durch den geringen Wasserwiderstand Speed bis zur dreifachen Windgeschwindigkeit erreichen, wirken auf Mannschaft wie Material, besonders durch die Fliehkräfte bei Wenden und Halsen, hohe Kräfte.
Der gesamte Regattakurs ist durch ein virtuelles Rechteck auf ca. 3 km Länge und 1,5 km Breite begrenzt. Übersegelt eine Yacht die „Auslinie“, muss diese sich als Strafe ca. 70m zurückfallen lassen. Gesegelt werden pro Wettfahrttag vier Rennen, gesamt je acht Rennen in der Vor- bzw. Finalrunde. Ein Rennen wiederum besteht aus sechs „Legs“ im „Up-and-Down-Modus“. Dabei legen die sechs gestarteten Yachten eine Distanz von etwa 25 km zurück. Die Wettfahrtleitung und Jury kontrollieren das Einhalten der Wettfahrtbestimmungen über GPS und Tracking der Yachten. Verstöße und Strafen werden den Teams direkt über Funk mitgeteilt, genauso wie Proteste seitens der Mannschaften.
Das deutsche Youth-Team konnte sich rund ein Jahr lang ausschließlich in einem Simulator vorbereiten, den der ehemaliger Olympiateilnehmer und Profisegler, Marc Pickel, in Kiel zur Verfügung stellte. Vieles musste improvisiert und in absoluter Eigenregie durch die junge Mannschaft auf die Beine gestellt werden. An ein „Deutsches Schiff“ im Wert von rund drei Millionen Euro für Wassertraining war nicht zu denken. Also battelte man sich mit anderen Nationen, verteilt über den ganzen Globus, oft nachts in virtuellen Rennen im Simulator. Erst vor Ort in Spanien konnte das deutsche Team in drei Trainingseinheiten mit der gecharterten Yacht des Alinghi Red Bull Racing Teams/ Schweiz ein AC40-Boot erfühlen. Für die Mannschaft bedeutete das, während der anstehenden acht Wettfahrten sehr viele neue Erfahrungen zu sammeln und möglichst schnell zu lernen.
Dies gelang dem Team Germany auch. Mit den Nationen, die seit Monaten mit eigener Yacht auf dem Wasser trainiert hatten, konnte man nicht konkurrieren. Mit dem sechsten Platz in der Vorrunde erreichte die deutsche Youth America´s Cup-Mannschaft die Finalrunde nicht. Überlegen gewonnen hat den Youth America´s Cup Team Italien vor Team USA.
Auf Grund der suboptimalen Voraussetzungen hat das Team dennoch unglaublich viel gelernt, Deutschland wieder auf die America’s Cup Bühne gebracht, die Luft des America´s Cups geschnuppert und viel Motivation für die Zukunft getankt.