Katharina Althaus im Interview

10.11.2017

Katharina Althaus ist derzeit Deutschlands beste Skispringerin. Die Oberstdorferin will auch im Weltcup durchstarten und träumt von einer Medaille bei den Olympischen Spielen. Auch Sie profitiert von der Förderung durch ProSport.

Katharina Althaus ist trotz ihrer jungen 21 Jahre schon ein alter Hase unter den deutschen Skispringerinnen. Die Allgäuerin gehörte 2011 beim ersten Weltcup der Frauen bereits zum Nationalteam – mit 15. Inzwischen, sechs Jahre später, ist sie Deutschlands Nummer eins. Im Sommer hat sie beim Grand Prix in Courchevel/Frankreich sogar Überfliegerin Sara Takanashi aus Japan deklassiert. Nach ihrem Sieg bei der deutschen Meisterschaft in Oberstdorf haben wir mit der Zollbeamtin gesprochen.

Herzlichen Glückwunsch zum Sieg bei der deutschen Meisterschaft. Was ist Ihnen dieser Titel wert?
Katharina Althaus: Schon einiges. Vor allem, wenn man sieht, wie hart zum Beispiel Svenja Würth und Carina Vogt in den vergangenen Wochen im Training gearbeitet haben und wie stark sie dabei zum Teil gesprungen
sind.

Der Konkurrenzkampf an der Spitze des Teams ist mittlerweile recht groß. Hemmt oder motiviert dieser interne Leistungsdruck?
Althaus: Mich motiviert das eher. Wir treiben uns gegenseitig zu guten Leistungen, verstehen uns aber auch untereinander ziemlich gut. Jede gönnt der anderen den Erfolg. Auch das ist wichtig in einem funktionierenden Team.

Lange Zeit war Carina Vogt als vierfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin die unantastbare Nummer eins in der deutschen Mannschaft. Jetzt stehen Sie im Mittelpunkt. Wie kommen Sie mit dieser neuen Rolle zurecht?
Althaus: (überlegt lange) Es ist natürlich cool, dass ich jetzt ganz vorne bin und alle auf mich schauen. Auf der anderen Seite weiß ich genau, dass es sich bei uns recht schnell ändert. Das ist schon von Trainingseinheit zu Trainingseinheit anders. Mal ist die eine besser, dann wieder die andere. Micht freut es einfach, dass ich gerade so konstant gut bin.

Und Sie scheinen auch mental stark zu sein. Ihre Sprünge sehen alle so federleicht aus ...
Althaus: Es ist tatsächlich so. Wenn man in Form ist, wenn gerade alles passt, fühlt sich das auch für den Sportler leicht an. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man auf die Schanze geht und nicht groß nachdenken
muss.

Ist das auf der Schanze der größte Unterschied zu den Jahren zuvor?
Althaus: Nein, nicht nur das. Am Sprung verändert sich von Jahr zu Jahr auch einiges. Die Absprungwinkel oder die Geschwindigkeiten beim Anlauf zum Beispiel. Auch bei den Männern ist das so. Da passiert alles aber nicht mehr in so großen Schritten.

Apropos Schritte. Den nächsten großen Schritt könnten Sie schon im Februar bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang machen. Spielt das in Ihren Träumen schon eine Rolle?
Althaus: Natürlich träumt jeder Sportler davon, bei Olympia eine Medaille zu gewinnen. Aber jetzt muss ich meine guten Leistungen erst einmal im Weltcup bestätigen und schauen, dass ich mich schnell für Pyeongchang qualifiziere.

Die Kampfansage aus dem Allgäu bleibt also noch aus?
Althaus: (lacht) Ja, ich möchte erst gut in den Weltcup kommen und vorne mitspringen. Das hat im Sommer schon ganz gut geklappt.

Sie haben das Springen in Courchevel sogar gewonnen. Ist das denn ein Gradmesser für den Winter?
Althaus: Man sagt gerne, dass erfolgreiche Wintersportler im Sommer gemacht werden. Wenn man da richtig gut springt, muss schon einiges
schief laufen, dass es im Winter nicht auch klappt. Aber passieren kann freilich immer etwas.

Ist es manchmal nicht frustrierend, wenn man bei den Wettkämpfen trotz der guten Leistungen in weitgehend leere Zuschauerränge schaut?
Althaus: Klar, es könnten schon ein bisschen mehr Zuschauer sein. Gerade wenn man sieht, wie viele Menschen zu den Springen der Männer kommen. Aber ich denke, das wird sich auch bei uns noch ändern. Es gab auch schon schlechtere Zeiten (lacht).

Während der Saison sind Sie viel unterwegs und leben oft wochenlang nur aus dem Koffer. Macht das Spaß?
Althaus: Ich bin schon eine ganze Weile im Weltcup dabei und habe mich recht schnell daran gewöhnt. Ich mag es gerne, unterwegs zu sein, aber genauso gerne komme ich auch wieder heim. Die Mischung macht’s. Ich könnte nicht die ganze Zeit zu Hause in Oberstdorf sitzen, aber ich möchte auch nicht ständig weg sein.

Wie sehen denn die nächsten Wochen für Sie aus?
Althaus: Wir fliegen noch ein paar Tage in die Sonne nach Zypern. Wir sind den ganzen Sommer ohne Pause durchgesprungen. Jetzt ist es Zeit, vor dem Weltcupstart noch einmal ein bisschen runterzukommen. Das finde ich sehr wichtig. Aber dann geht’s Ende November auch schon wieder nach Lillehammer zum Training vor dem Weltcupauftakt.

Text: Allgäuer Anzeigeblatt

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